Hilaire Mbakops Das Hexagon und seine Mittäter – Der Tragödie zweiter Teil (Buchrezension)
Nach dem ersten Teil der Tragödie, der 2011 erschien, war man gespannt auf den zweiten, der vor kurzem herausgekommen ist.
Das Hexagon und seine Mittäter II des kamerunischen Schriftstellers Hilaire Mbakop handelt vom Genozid an den Bamilékés, das sich zwischen 1959 und 1971 in Kamerun abspielte. Die Linkspartei UPC, die Mitte der 50er Jahre durch die französische Regierung aufgelöst wurde, wendet sich zum letzten Mal an die Vereinten Nationen, um die Bedingungen für die wahre Unabhängigkeit Kameruns zu nennen. Für sie kann dies nur erfolgen, wenn man sie sofort rehabilitiert und die Parlamentswahlen vor der Aufhebung der UN-Schutzherrschaft abhält. Frankreich, das Ostkamerun verwaltet, sperrt sich gegen diese Forderungen, zumal die UPC seit ihrer Gründung für eine Dekolonisation mit Abbruch der Beziehungen zum Mutterland streitet. Wenn es ihr die Möglichkeit gäbe, die Macht zu übernehmen, würde es die Kontrolle über die Naturschätze verlieren. Es hat eine Marionettenregierung eingesetzt, durch die es seine wirtschaftliche und politische Übermacht nach der Entlassung Ostkameruns in die Pseudo-Unabhängigkeit weiterhin ausüben wird.
Der Konflikt ist in den Kalten Krieg eingebettet. Während der Debatte über die Zukunft Kameruns spaltet sich die UN-Versammlung in zwei Lager: Das Vorhaben Frankreichs findet Zustimmung bei den anderen kapitalistischen Ländern, das der Untergrundbewegung Zustimmung bei den Ostblockstaaten. Schließlich schreitet man zu einer Wahl, bei der das zweite Lager verliert. Trotz dieses diplomatischen Misserfolgs gibt die UPC nicht auf, im Gegenteil: Er veranlasst sie dazu, den Kampf zu intensivieren. In diesem Zusammenhang gründet sie die paramilitärische Organisation ALNK. Martin Singap, der Oberkommandierende dieser Befreiungsarmee sagt dazu:
Ziel der ALNK ist es, die französischen Kolonisten aus unserem Land wegzufegen und ihre Handlanger zu beseitigen, damit es die wahre Unabhängigkeit erlangen und eine Regierungsform entstehen kann, in der die Souveränität vom Volk ausgeht. (Beifall!) Die militärische Aktion ist ein Mittel zur Verwirklichung eines politischen Zieles. (S. 14.)
Das Motto der ALNK lautet: „Siegen oder sterben.“ Die tollkühnen Guerilleros lassen bald durch eine Reihe von Operationen von sich reden: Sie verüben Anschläge auf Betriebe und Einrichtungen von Europäern sowie auf Wohnsitze von einheimischen Kollaborateuren, sabotieren Verkehrswege. Ihre Aktionen konzentrieren sich hautpsächlich auf die Hochebenen des Westens und in Mungo, zumal die Zivilisten der beiden Regionen ihnen Spenden zukommen lassen und Auskunft über den Feind erteilen. Premierminister Ahidjo spricht von einer „Massenhysterie“ die sich der Bamilékés bemächtigt habe. Um mit ihr fertig zu werden, beantragt und erhält er die uneingeschränkten Vollmachten vom Parlament und schließt ein Verteidigungsabkommen mit Paris.
Charles de Gaulle, der die Résistance gegen die Nazis organisierte, stellt Ahidjo Berater zur Verfügung, die ihm helfen, ein NS-ähnliches Regime in Kamerun zu errichten. Ahidjo, der von Frau Tagne „der schwarze Hitler“ (S. 112) genannt wird, regiert nunmehr mit Notverordnungen. Zu allem Überfluss entsendet der französische Präsident ein Expeditionskorps, „das aus fünf Infanteriebataillonen, einem Panzerregiment sowie einem Bombengeschwader besteht und das unter dem Befehl des Generals Max Briand steht, der sowohl im Vietnam- als auch im Algerienkrieg seine Grausamkeit unter Beweis gestellt hat.“ (S. 66). Unter Mithilfe der kamerunischen Armee (und der Miliz) begeht das besagte Expeditionskorps den eingangs erwähnten Völkermord.
Das Hexagon und seine Mittäter II ist ein Fünfakter. Verglichen mit dem ersten Band der Tragödie ist die Zahl der handelnden Personen deutlich weniger. Eigentlich gibt es derer 29, denn die Übrigen (Wache, Eskorten, Volk usw.) sind nur Staffage. Außerdem gibt es Personen, die nur einmal auftreten, etwa Makembé Ntolo, Marcel Feze Ngandjong und Abraham Mbah. Im Unterschied zum ersten Band sind die Szenen nummeriert.
Das Hexagon und seine Mittäter II ist ein lehrreiches und hoch spannendes historisches Drama. Es verknüpft die Geschehnisse in Kamerun mit der Aktivität, die die Konfliktparteien auf dem internationalen Parkett entfalten. Das größte Verdienst dieses Buches ist, dass es unsere Klischeevorstellung vom Architekten der Fünften Französischen Republik zerstört, indem es ihn als einen entlarvt, der Verbrechen hat begehen lassen, die an die des NS-Regimes erinnern. Afrikanisten, Geschichtsforscher und -lehrer werden darin viele Entdeckungen machen.
Die zweibändige Tragödie von Hilaire Mbakop bringt Licht in die Vergangenheit und hilft uns zugleich, unsere Gegenwart besser zu verstehen.
Von Jean Bernard Mbah
Hilaire Mbakop: Das Hexagon und seine Mittäter — Der Tragödie zweiter Teil, united p.c. Verlag, 2014, 132 Seiten. 12 x 19 cm. Broschiert. ISBN: 978-3-7103-1832-0.
€ [A] 16,90 / SFr 24,50 / € [D] 16,40
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Von Hilaire Mbakop:
Das Hexagon und seine Mittäter – Der Tragödie erster Teil , Re Di Roma-Verlag, 2011. 128 Seiten. Taschenbuch. ISBN: 978-3-86870-401-3 Buchrezension: https://africa-and-science.com/?p=6572Book: « African Tales » (by Christophe Kambaji) L’Afrique, moteur de la croissance mondiale: Mais à quand le devéloppement?
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