IMAFREDU (IMage of AFRica in EDUcation) Project: Ein Projekt von Frau Dr. Elina MARMER (Uni- Hamburg)
Das vorherrschende Bild von Afrika in den deutschen Schulbüchern ist rassistisch geprägt: Armut, Gewalt und „Unterentwicklung“ werden einseitig, übersteigert und zusammenhanglos dargestellt, während die vorkoloniale Geschichte, Kulturen und Philosophien der afrikanischen Gesellschaften nicht gelehrt werden. Die Darstellungsstruktur, die sich in allen Medien und in der Literatur wiederfindet, lässt sich auf eine Strategie aus der Kolonialzeit zurückzuführen, welche die Kolonialverbrechen Europas durch eine Entmenschlichung der Afrikaner zu rechtfertigen suchte. Eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Thema findet im Schulunterricht keinen Raum.
Das Projekt untersucht die Darstellung von Afrika in deutschen Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien und ihre Auswirkung auf die Schülerinnen und Schüler afrikanischer Abstammung in deutschen Schulen. Zwar wurde der “wissenschaftliche Rassismus”, der zur Legitimation für Ausbeutung und Versklavung diente, längst widerlegt, dennoch bleibt die Ideologie ein wesentlicher Bestandteil der europäischen Darstellung vom afrikanischen Kontinent. “Afrika” wird konstruiert basierend auf europäischen Normen, dieser Konstrukt lässt Afrikanern und ihren Nachkommen kaum oder keinen Raum, historische Fakten zu rekonstruieren. In diesem Konstrukt bleibt afrikanischen Menschen die Geschichte versagt, da ihnen ein Mangel an essenziellen Attributen zugewiesen wird, die “Menschlichkeit” in der “westlichen” und insbesondere der “europäischen” Kultur definieren. Die “Vernunft der Geschichte” (aus Hegels Sicht), die Afrikaner außerhalb der “Menschlichkeit” positioniert, findet sich in vielen deutschen Schulbüchern wieder. Subtil wird hier den Schülern beigebracht, dass Afrikaner “Wilde” seien, gefangen in ihrer “prä-logischen Mentalität“ und ihrem “primitiven” Leben.
Eine empirische Fallstudie an einer urbanen deutschen Schule untersucht Schüler des Jahrganges 7, deren Lehrer und die Schulbücher. Mit Hilfe von Fragebögen wird das Schülerwissen über Afrika und ihr Bild von Afrikanern und schwarzen Menschen erfragt. In persönlichen Interviews mit ausgesuchten Schüler (theoretical sampling) werden die Quellen dieser Information erfasst (Schule, Massenmedien, Familie usw.) mit dem Ziel, die Bedeutung der Schule als Quelle kognitiver rassistischer Vorurteile genauer zu umreißen. Schüler werde gebeten, subtile rassistische Beschreibungen und Bilder von Afrika und schwarzen Menschen in Schulbüchern, Werbeplakaten für Hilfsorganisationen, populären Büchern und Filmen zu identifizieren. Die Lehrer werden nach ihrem Wissen über „Afrika“ befragt, aber auch nach deren Wahrnehmung von Schülern afrikanischer Abstammung. Diese Schüler werden gebeten, bei einer Gruppendiskussion deren Wahrnehmung von dieser „Afrika“ – Darstellung in Schulbüchern und Unterricht, den Rassismus in der Schule sowie ihre Bewältigungsstrategien zu beschreiben.
Mit Hilfe vordefinierter Kategorien werden die Inhalte von Schulbüchern für Jahrgänge 6-8 in gesellschaftlichen Fächern, Sprachen und Biologie auf ihre Darstellung von Afrika und schwarzen Menschen analysiert. Wir wollen zeigen, dass hinter dem angeblich explizit anti-rassistischen System sich ein anderes verbirgt, welches, obschon manchmal unbewusst und unbeabsichtigt, ein Vehikel rassistischer Ideologie und Vorurteile bedient.
Eines der Ziele des Projekts ist Empfehlungen für ein neues unverzerrtes Lernprogramm über Afrika zu entwickeln.
Dafür suchen wir Experten, die eine Schulbuchpassage beitragen möchten,
in von Lehrplänen vorgegebenen Themen für Jahrgänge 6-8, unter anderem in Geschichte, Erdkunde, Politik, Soziologie, Naturwissenschaften, Literatur und Kunst. Das neue Lernprogramm soll nicht nur die verzerrte Information über Afrika korrigieren und Wissenslücken auffüllen. Es soll vielmehr auch Schüler darin unterstützen, einen Referenzrahmen und eine konzeptuelle Basis zu entwerfen um mit durch Rassismus in der Gesellschaft verursachten Problemen umgehen zu können. Dazu gehört vor allem, Fähigkeiten zu erwerben, zwischen Wissen und rassistischer Propaganda unterscheiden zu können.
Die Beiträge werden in einem Buch veröffentlicht. Sie werden im Rahmen eines Gesamtkonzepts den Bildungsministerien der Länder als Empfehlung vorgelegt. Zudem werden sie bei Schulbuchverlagen, Schulen, entsprechenden Organisationen und in den Medien disseminiert. Die Autoren werden nächstes Jahr auf ein Workshop nach Hamburg eingeladen.
Wir suchen nach Experten in entsprechenden Bereichen und in Bildung und Erziehung.
Wenn Sie gern ein Paper einreichen wollen oder sich informieren möchten, mailen Sie an:
elinamar@gmx.net und besuchen Sie unsere web-site www.elina-marmer.com
Elina Marmer Universität Hamburg Fachbereich Erziehungswissenschaft Arbeitsstelle Interkulturelle Bildung Von-Melle-Park 8, 20146 Hamburg (postal address) Alsterterrasse 1, Room 513 (visiting address) Phone: +49 (0)40 42838-4398 Mobile: +49 (0)162 6570759Das Projekt wird vom Marie Curie Actions Program der EU gefördert.
The English version of this paper is available at the following link: IMAFREDU Project- by Dr Elina MARMER- University of Hamburg
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